Ihr liebt den aromatischen Geschmack von Kaffee, aber das Koffein der vielen Tassen macht euch zu schaffen? Entkoffeinierter Kaffee ist eine denkbare Alternative. Er ersetzt bei warmen und gekühlten Kaffeespezialitäten die koffeinhaltige Variante oft ohne große Geschmackseinbußen. Aber wie wird Kaffee entkoffeiniert? Wir von ilovecoffee.de erklären euch die Prozedur!
Das Wichtigste in Kürze
- Das Entkoffeinieren von Kaffee hat ein Deutscher erfunden, der Gründer von Kaffee HAG Ludwig Roselius.
- Entkoffeinierter und koffeinhaltiger Kaffee unterscheiden sich geschmacklich kaum. Manchmal kann entkoffeinierter Kaffee etwas mehr Bitternoten aufweisen. Das liegt am Entkoffeinierungsprozess.
- Entkoffeinierter Kaffee enthält eine kleine Restmenge Koffein. In der EU darf Decaf nicht mehr als 0,1 Prozent Koffein enthalten.
Inhaltsverzeichnis
- Wie wird Kaffee entkoffeiniert?
- Ist Kaffee ohne Koffein gesund?
- Darf man Kaffee entkoffeiniert in der Schwangerschaft trinken?
- Entkoffeinierter Kaffee: Wer hats erfunden?
Wie wird Kaffee entkoffeiniert?
Das Entkoffeinieren von Kaffee ist kein simpler Prozess. Es wird in der Regel weder von den Kaffeeproduzenten, noch von den Kaffeeimporteuren selbst vorgenommen. Stattdessen wird dieser Schritt an spezielle Werke beauftragt.
Der Wunsch, Kaffee ohne Koffein herzustellen, ist bereits über 100 Jahre alt. In dieser Zeit wurden unterschiedliche Verfahren entwickelt. Beim gängigsten Verfahren kommen Lösungsmittel zum Einsatz. Aber es gibt auch Alternativen ohne Chemie.
Kaffee entkoffeinieren mit Lösungsmitteln
Um den Bohnen das Koffein zu entziehen, werden sie zuerst in Wasser aufgeweicht und anschließend mit einer chemischen Lösung behandelt. Dabei gibt es ein direktes und ein indirektes Verfahren.
Beim direkten Verfahren werden Bohnen, die später zu Kaffee vermahlen werden, stundenlang in ein Lösungsmittel gelegt. Beim indirekten Verfahren wird zuerst aus einer Charge Bohnen mithilfe eines Lösungsmittels eine Art koffeinfreie Brühe hergestellt. Mit dieser Brühe werden dann neue Bohnen behandelt. Erinnert ihr euch noch an den Chemieunterricht in der Schule? Damals habt ihr wahrscheinlich von Osmose gehört. So ähnlich wirkt das Entkoffeinieren bei der indirekten Methode. Im Streben nach einem Löslichkeitsgleichgewicht zieht die koffeinfreie Brühe das Koffein aus den Bohnen.
Bei beiden Methoden wird als Lösungsmittel etwa Dichlormethan (auch Methylenchlorid genannt) oder Ethylacetat verwendet. Dichlormethan kommt ebenfalls beim Entfernen von Farben und Fett zum Einsatz. Seit einiger Zeit steht es im Verdacht, krebserregend zu sein. Beim Entkoffeinieren wird zwar eine geringe Konzentration verwendet, dennoch ist es wichtig, alle Reste des Lösungsmittels aus den Bohnen zu entfernen.
Ethylacetat wird aus Essigsäure gewonnen und neben dem Entkoffeinieren auch zur Herstellung von Nagellackentferner verwendet. Weil Ethylacetat sich aus Obst und Gemüse herstellen lässt, darf damit entkoffeinierter Kaffee als "natürlich entkoffeiniert" gekennzeichnet werden.
Beide Lösungsmittel lösen das Koffein aus den Bohnen. Meist wird der Vorgang mehrere Male wiederholt, bis wirklich Decaf entsteht. Das Verfahren ist vergleichsweise preiswert und daher sehr verbreitet.
In der Europäischen Union gilt, dass nur Kaffee mit maximal 0,1 Prozent Koffein als entkoffeiniert deklariert werden kann. In anderen Ländern der Welt sind die Regeln weniger strikt, wie Versuche zeigen.
Weitere Verfahren, um Kaffee zu entkoffeinieren
Aber es gibt auch Möglichkeiten, das Koffein ohne Lösungsmittel aus den Kaffeebohnen zu ziehen. Namentlich das Schweizer-Wasser-Verfahren, das Kohlenstoffdioxid-Verfahren sowie das Triglycerid-Verfahren.
Das Schweizer-Wasser-Verfahren gilt als schonend, da nur Wasser zum Herauslösen des Koffeins verwendet wird. Einziges weiteres Hilfsmittel ist Aktivkohle zum Herausfiltern von Koffein. Das Verfahren ist allerdings kostspielig und wird daher weltweit nur von wenigen Werken verwendet.
Beim Kohlenstoffdioxid-Verfahren kommt neben Wasser in Form von Wasserdampf auch Kohlenstoffdioxid (CO2) im fluiden Zustand, überkritisches CO2 genannt, zum Einsatz. Die Bohnen werden unter 73 bis 300 bar Druck damit behandelt. Das CO2 löst das Koffein und nimmt es auf. Später verdampft das CO2 und nur das reine Koffein bleibt zurück. Geschmacks- und Aromastoffe bleiben unberührt. Die Bohnen werden mehrmals behandelt, bis praktisch das komplette Koffein herausgelöst ist. Anschließend werden sie getrocknet und sind bereit zum Rösten. Das Kohlenstoffdioxid kann aufbereitet und wiederverwendet werden. Das Verfahren gilt als schonend und so behandelte Bohnen dürfen das Bio-Siegel tragen.
Für das Triglycerid-Verfahren spielen neben Wasser auch Öle eine zentrale Rolle. Verwendet werden Kaffeebohnenöle im heißen Zustand. Sie enthalten Triglyceride, die das Koffein aus den Rohbohnen ziehen. Der Geschmack bleibt dabei unverändert. Ist das Koffein im Kaffee wie gewünscht reduziert, werden die Bohnen vom Öl befreit und getrocknet.
Gut zu wissen: Das Entkoffeinieren von Kaffee wird noch vor der Röstung an grünen Bohnen vorgenommen. Der Grund dafür ist, dass sich so das besondere Aroma der Bohnen noch entfalten kann. Werden bereits geröstete Bohnen entkoffeiniert, geht auch geschmacklich viel verloren und der Kaffee schmeckt eher wie Stroh - nach nichts.
Ist Kaffee ohne Koffein gesund?
Wenn ihr euch wundert, ob entkoffeinierter Kaffee gesund sein kann, können wir euch beruhigen. Kaffee ohne Koffein ist genauso gesund wie Kaffee mit Koffein.
Es stimmt schon, dass die Verwendung von Lösungsmitteln sich nicht gerade appetitlich anhört. Aber von den beim Entkoffeinieren verwendeten Lösungsmitteln landet später nichts mehr in eurer Tasse. Reste der Chemikalien in den Bohnen entweichen in aller Regel beim Trocknen und allerspätestens beim Rösten. Laut der US-amerikanischen Lebensmittelüberwachungs- und Arzneimittelbehörde Food and Drug Administration (FDA) ist die Wahrscheinlichkeit eines gesundheitlichen Risikos durch Dichlormethan sehr gering oder in den Worten der Behörde "im Wesentlichen nicht vorhanden". Und manche Kaffeesorten werden ganz ohne Lösungsmittel entkoffeiniert.
Dann bleibt nur noch die Frage, ob Kaffee generell gesund ist. Früher wurden Kaffee allerlei Gefahren angedichtet, doch die Forschung zeigt inzwischen, dass ein ausgewogener Kaffeegenuss sogar die Gesundheit fördern kann.
Natürlich kennt ihr die Wirkung von Kaffee längst und wisst, dass Koffein die Aufmerksamkeit und Konzentration steigert, die Leistungsfähigkeit erhöht und sogar bessere Laune macht.
Gibt weitere Vorteile für die Gesundheit
Zum Beispiel enthält Kaffee die Vitamine und Mineralien B2, B3 (Niacin), B5, Kalium, Magnesium und Mangan.
Außerdem zeigen mehrere Studien, dass der Konsum von Kaffee das Risiko an Diabetes zu erkranken senkt. Nicht zuletzt hilft Koffein bei der Fettverbrennung, indem es den Stoffwechsel zwischen drei und elf Prozent steigert.
Auch das Risiko für andere Erkrankungen wie Demenz, Parkinsons und Krebs könnte durch Kaffee reduziert sein, zeigen diverse Studien.
Darf man Kaffee entkoffeiniert in der Schwangerschaft trinken?
Offizielle Richtlinien zu entkoffeiniertem Kaffee während der Schwangerschaft gibt es bisher nicht.
Bekannt ist, dass Koffein aus mehreren Gründen ein Risiko für das ungeborene Kind darstellt. Daher wird offiziell empfohlen, in der Schwangerschaft nicht mehr als 200 mg Koffein täglich zu konsumieren.
Bei entkoffeiniertem Kaffee ist es praktisch unmöglich, dieses Level zu erreichen. Denn innerhalb der Europäischen Union darf Decaf höchstens noch 0,1 Prozent Koffein enthalten. In den USA und anderen Teilen der Welt gibt es weniger strenge Höchstgrenzen und entkoffeinierter Kaffee kann mehr Koffein enthalten.
Allerdings gibt es zwei andere Aspekte, die für Schwangere eine Rolle spielen können.
Erstens könnte das Verfahren des Entkoffeinierens mit Lösungsmitteln potenziell zu Lösungsmittelrückständen führen. Dies gilt als unwahrscheinlich. Dennoch kann es beruhigend sein zu wissen, dass der entkoffeinierte Kaffee ohne Lösungsmittel und mit einem alternativen Verfahren wie mit reinem Wasser, flüssigem Kohlenstoffdioxid oder Kaffeebohnenöl von Koffein befreit wurde.
Ein weiterer Aspekt ist, dass zwei Studien, eine aus dem Jahr 1997 und eine aus dem Jahr 2008, eine Verbindung zwischen spontanem Abort und entkoffeiniertem Kaffee nahelegen. Allerdings gibt es viele andere Studien zum Thema Kaffee während der Schwangerschaft, die diese Verbindung nicht aufzeigen. Zudem weisen die Studienautoren beider Studien darauf hin, dass wahrscheinlich eine Verzerrung innerhalb des Studiendatensatzes und nicht der entkoffeinierte Kaffee zu den Ergebnissen führten.
Deshalb ist es höchstwahrscheinlich sicher, in Maßen entkoffeinierten Kaffee während der Schwangerschaft zu trinken.
Entkoffeinierter Kaffee: Wer hats erfunden?
Das Entkoffeinieren von Kaffee geht auf Ludwig Gerhard Wilhelm Roselius zurück. Als Sohn eines Kolonialwaren- und Kaffee-Importeurs stieg auch er in das Kaffeegeschäft ein. Die Legende besagt, dass der frühe Tod seines Vaters, der ein starker Kaffeetrinker war, im Alter von 59 Jahren den Wunsch in Roselius erweckte, einen entkoffeinierten Kaffee zu entwickeln. Roselius hegte den Verdacht, der Vater hätte an einer Koffein-Überdosis gelitten.
Angeblich soll ein Unglück ihm die zündende Idee verliehen haben. Die BBC berichtet, dass im Jahr 1903 Meerwasser ins Schiff eingedrungen war und den Importkaffee überschwemmt war. Anschließend fehlte das Koffein - das Wasser hatte es aus den Bohnen ausgewaschen, nicht aber das Aroma.
Daraufhin versuchte Roselius, das Phänomen zu wiederholen und entwickelte die erste industrielle Entkoffeinierungsmethode. Entkoffeinierter Kaffee war geboren. Das Roselius-Verfahren wurde 1905 patentiert. Als Lösungsmittel wurde Benzol eingesetzt, um den in Salzwasser aufgeweichten Bohnen das Koffein zu entziehen. Heute weiß man, dass Benzol giftig und krebserregend ist. Folglich wird das Roselius-Verfahren nicht mehr verwendet.
Fazit
Entkoffeinierter Kaffee oder Decaf genannt schmeckt heutzutage praktisch wie sein koffeinhaltiges Gegenstück. Wenn ihr Koffein nicht gut vertragt oder euren Konsum verringern wollt, könnt ihr den Kaffee ohne Koffein bedenkenlos für heiße wie kalte Kaffeespezialitäten verwenden.